Baunebenkosten beim Fertighaus in Deutschland: realistische Posten, Prozente & Beispielrechnung

Du planst ein Fertighaus – aber was kommt zusätzlich zum Hauspreis und Grundstück? Hier findest du die typischen Baunebenkosten 2025 in Deutschland, mit praxisnahen Spannweiten, Fertighaus-Spezifika (Kran, Absteckung, Baustrom) und einer Beispielrechnung.

1) Was gilt beim Fertighaus als Baunebenkosten?

Baunebenkosten sind alle Ausgaben rund um Grundstück, Planung, Genehmigung, Anschlüsse und Baustelle, die nicht im reinen Hauspreis stehen. Beim Fertighaus wichtig:

  • Kauf & Recht: Grunderwerbsteuer, Notar, Grundbuch, ggf. Makler.
  • Planung & Behörden: Vermessung (Lageplan, Grob-/Feinabsteckung, Schnurgerüst), Bodengutachten, Bauantrag/Genehmigung.
  • Erschließung & Hausanschlüsse: Strom, Wasser, Abwasser, Telekom (ggf. Gas).
  • Baustelle & Montage: Baustrom/Bauwasser, Kranstellfläche, Zufahrt/Tragfähigkeit, Baustelleneinrichtung, Gerüst (teils im Anbieterpreis, teils nicht).
  • Technik & Winter: Bauheizung/Bautrocknung bei Kälte/Feuchte.
  • Versicherungen & Finanzen: Bauherrenhaftpflicht, Bauleistungsversicherung, Bauzeitzinsen.
  • Außen & Abschluss: Baureinigung, Gebäudeeinmessung (Kataster), einfache Außenanlagen, Umzug.

Praxis-Daumenregel: 10–20 % von Grundstück + Haus sind ein üblicher Korridor. Lage, Erschließung, Außenanlagen und Termin (Winterbaustelle) können das nach oben schieben.

2) Typische Posten mit Richtwerten (Deutschland, 2025)

Spannweiten = Richtwerte; je Region/Projekt abweichend.

  • Grunderwerbsteuer: ca. 3,5–6,5 % auf den Grundstückspreis (je Bundesland).
  • Notar & Grundbuch: meist 1,5–2,0 % vom Grundstückspreis.
  • Maklercourtage (falls beauftragt): i. d. R. 3,57–7,14 % inkl. MwSt. (regional/vertraglich).
  • Vermessung & Absteckung: 1.500–4.000 € (Lageplan, Grob-/Feinabsteckung, Schnurgerüst).
  • Bodengutachten (DIN 4020): 1.000–2.500 €.
  • Baugenehmigung/Gebühren: etwa 0,5–1,0 % der Baukosten (gemeindeabhängig).
  • Hausanschlüsse (Strom/Wasser/Abwasser/Telekom/Gas): oft 8.000–20.000 € gesamt (Leitungslängen/Trassen entscheidend).
  • Baustrom & Bauwasser: 500–2.000 € (Anmeldung, Zähler, Verbrauch, Rückbau).
  • Baustelleneinrichtung/Gerüst/Kran/Hub: 1.000–5.000 €
    (beim Fertighaus ist der Montagekran üblich; Kranstellplatz muss tragfähig sein).
  • Bauheizung/Bautrocknung: 500–3.000 € (Wetter/Feuchte).
  • Bau-Versicherungen: 300–900 € (Bauherrenhaftpflicht, Bauleistung).
  • Bauzeitzinsen: abhängig von Abrufen/Zins – häufig niedriger vierstelliger Bereich.
  • Gebäudeeinmessung (nach Fertigstellung): 500–1.500 € (Land/Umfang).
  • Außenanlagen Grundausbau: 5.000–20.000 € (Zuwegung, Humus, einfache Terrasse).
  • Optionale Auflagen: Versickerung/Zisterne/Lärmschutz stark variabel, teils fünfstellig.
  • Sonstiges/Reserve/Umzug: 1.000–5.000 €.

Fertighaus-Spezifika prüfen: Sind Statik/Prüfstatik, Gerüst, Kran, Blower-Door, Baustelleneinrichtung im Hauspreis? Viele Anbieter inkludieren Teile – Details machen vierstellige Unterschiede.

3) Beispielrechnung (Fertighaus): Einordnung

Annahme: Grundstück 250.000 €, Haus 350.000 €.
Frage: Welche Nebenkosten sind realistisch?

  • Grunderwerbsteuer (z. B. 5,0 % auf Grundstück): 12.500 €
  • Notar & Grundbuch (≈ 1,8 % auf Grundstück): 4.500 €
  • Makler (z. B. 3,57 %, falls beauftragt): 8.925 €
  • Vermessung & Absteckung & Schnurgerüst: 2.500 €
  • Bodengutachten: 1.500 €
  • Baugenehmigung (0,6 % von 350.000 €): 2.100 €
  • Hausanschlüsse gesamt: 12.000 €
  • Baustrom/Bauwasser: 1.200 €
  • Baustelleneinrichtung/Kran/Gerüst (Zusatz): 2.000 €
  • Bauversicherungen: 600 €
  • Bauzeitzinsen (Beispiel): 2.500 €
  • Gebäudeeinmessung: 900 €
  • Baureinigung + Umzug/Reserve: 2.000 €
  • Außenanlagen Grundausbau (Puffer): 10.000 €

Zwischensumme ohne Makler: ≈ 50.800 €
Mit Makler (wie oben): ≈ 59.700 €
→ entspricht rund 10–12 % von Grundstück + Haus – ohne aufwändige Außenanlagen/Erschließungen.

4) Kostenfallen beim Fertighaus – worauf achten?

  • Leitungslängen & Bodenklasse: lange Trassen, felsiger Untergrund, Bodenaustausch.
  • Kranstellfläche & Zufahrt: Tragfähigkeit, Wendekreis, temporäre Baustraße.
  • Wintertermine: Bauheizung, Trocknungszeiten, Witterungsschutz.
  • Auflagen aus B-Plan/Gemeinde: Zisterne, Versickerung (Rigole), Lärmschutz, Begrünung.
  • Außenanlagen unterschätzt: Pflaster, Stützmauern, Einzäunung treiben stark.

5) Zahlungsplan & Finanzierung (Fertighaus-Praxis)

  • Anzahlung: häufig 10–30 % (vertraglich geregelt).
  • Restzahlung: nach Inbetriebnahme/Abnahme – Definition/Prozess schriftlich klären.
  • Nebenkosten zeitlich staffeln: früh (Notar/Steuer), mittig (Anschlüsse, Baustelle), spät (Außenanlagen, Einmessung).
  • Liquiditätspuffer je Bauphase vorhalten (mehrere Tausend Euro).
  • Fixpreis & Termine: vertraglich fixieren; Regeln bei Verzug/Schlechtleistung aufnehmen.
  • Bauzeitzinsen reduzieren: Abrufe und Zahlungsflüsse mit Bank/Anbieter abstimmen.

6) Mini-Checkliste fürs Angebot (zum Abhaken)

  • Im Hauspreis enthalten: Statik/Prüfstatik, Blower-Door, Gerüst, Kran, Baustelleneinrichtung?
  • Vermessung & Absteckung: Grob-/Feinabsteckung, Schnurgerüst klar bepreist?
  • Boden & Gründung: Bodengutachten vorhanden? Umgang mit Sondergründung geregelt?
  • Anschlüsse: Leitungslängen/Trassen kalkuliert? Wer koordiniert Anträge/Termine?
  • Baugenehmigung/Gebühren: Annahmen transparent?
  • Baustrom/Bauwasser: wer meldet an, wer zahlt Zähler/Verbrauch/Rückbau?
  • Außenanlagen Basis: Mindestumfang vereinbart? Puffer realistisch?
  • Versicherungen: Bauherrenhaftpflicht & Bauleistung geplant?
  • Zahlungsplan: 10–30 % Anzahlung, Rest nach Inbetriebnahme/Abnahme fixiert?
  • Verzug/Mängel: vertragliche Regelungen vorhanden?

7) Unsere Empfehlung für Bauherren

Starte mit einem konservativen Prozentsatz (z. B. 12–15 %) und konkretisiere dann Posten per Angebot. Prüf früh, was im Hauspreis steckt, damit du nichts doppelt budgetierst. Plane Kranstellfläche/Zufahrt und Anschlusslängenehrlich – ein Ortstermin beugt teuren Überraschungen vor. Außenanlagen nicht schönrechnen: Ein Basis-Puffer entspannt die Endphase. Und: Zahlungsplan klar regeln – dann schläfst du besser.


Baunebenkosten sind beim Fertighaus kein „Beiwerk“, sondern die Sicherheitsmarge deiner Finanzierung. Wer sauber plant, Angebote strukturiert vergleicht, Puffer hält und die kritischen Punkte kennt (Kran, Anschlüsse, Winter), kommt gelassener ans Ziel. Lieber realistisch kalkulieren und positiv überrascht werden – als umgekehrt.


Angaben sind Richtwerte; regional unterschiedlich. 

FAQ

Baunebenkosten

Ja, sofern noch offen. Sie sind gemeindeabhängig und können deutlich variieren – bitte mit Puffer einplanen.

Typisch sind Kran/Hub, Baustelleneinrichtung, Grob-/Feinabsteckung, Schnurgerüst sowie Baustrom/Bauwasser. Ob Gerüst, Kran oder Blower-Door im Hauspreis sind, variiert je Anbieter.

Leitungslängen zu Strom/Wasser/Abwasser/Telekom, Anforderungen an Kranstellfläche/Zufahrt, Außenanlagen sowie Winterfolgekosten (Heizen/Trocknen).

Mit konservativer Prozent-Schätzung starten, Angebote einholen, Posten konkretisieren, Liquiditätspuffer je Bauphase vorhalten und Zahlungsplan (10–30 % Anzahlung, Rest nach Inbetriebnahme/Abnahme) klar festlegen.

Oft 10–20 % von Grundstück + Haus. Lage, Erschließung, Außenanlagen, Wintertermine und Auflagen können das erhöhen.

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