Ein Baugrundstück entscheidet darüber, wie Dein späteres Fertighaus geplant wird, welche Kosten auf Dich zukommen und wie angenehm Du dort langfristig leben wirst. Viele Risiken lassen sich schon vor dem Kauf erkennen, wenn man weiß, worauf es ankommt. Unsere Redaktion zeigt Dir die wichtigsten Prüfpunkte und erklärt, wie Du ein Grundstück sicher bewerten kannst.
Update: 05. Dezember 2025

Lage: Komfort heute, Wertentwicklung morgen
Die Lage ist einer der stärksten Werttreiber. Sie beeinflusst Deinen Alltag, aber auch den langfristigen Wiederverkaufswert.
Alltagslage
- Einkauf, Apotheke, Ärzte, Kita, Schulen
- Bus, Bahn, Taktzeiten, Anbindung an wichtige Ziele
- Verkehrslärm, Gewerbe, Flugrouten
- Sicherheit und allgemeines Wohnumfeld
Zukunftslage
- geplante Neubaugebiete, neue Straßen oder Gewerbeflächen
- mögliche Lärmentwicklungen
- kommunale Entwicklungspläne, Grünflächen, Schulen
👉 Unser Tipp: Prüfe die Umgebung zu verschiedenen Tageszeiten. Ruhig am Vormittag heißt nicht automatisch ruhig am Abend.
Bebauungsplan und Satzungen: Was darfst Du wirklich bauen?
Der Bebauungsplan (oft B-Plan benannt) wirkt technisch, bestimmt aber jede wichtige Entscheidung rund um Dein Fertighaus:
- Dachformen (zum Beispiel Sattel-, Pult-, Flachdach)
- zulässige First- und Traufhöhen
- Abstandsflächen
- Art der Bebauung (Einzel-, Doppel- oder Reihenhaus)
- Garagen, Carports, Nebenanlagen
- Materialien, Farben und Gestaltungsvorgaben
Viele Gemeinden haben zusätzlich Gestaltungssatzungen, die strenger sein können als der B-Plan.
👉 Unser Tipp: Lass Dir immer die textlichen Festsetzungen geben. Dort stehen häufig die entscheidenden Details, die später Planänderungen teuer machen können.
Bodenbeschaffenheit & Altlasten: Das unsichtbare Risiko
Ob ein Grundstück wirklich geeignet ist, entscheidet der Baugrund. Das zeigt nur ein professionelles Bodengutachten:
- Tragfähigkeit
- Zusammensetzung des Erdreichs
- Grundwasserstand
- Risiko für Setzungen
- Hinweise auf Altlasten (zum Beispiel Öltanks, Bauschutt, chemische Rückstände)
Ein Grundstück kann oberflächlich gut aussehen, aber im Untergrund doch einige Probleme verbergen.
Typische Risikoflächen, die man sich genau anschauen soll, sind:
- ehemalige Industrie- oder Werkstattstandorte
- alte Müllkippen oder Verfüllflächen
- frühere Überschwemmungsgebiete
- Hanglagen mit Rutschgefahr
👉 Unser Tipp: Kläre früh, ob Bodenverbesserungen nötig werden könnten. Diese Maßnahmen beeinflussen Budget und Zeitplan erheblich.
Erschließung & Hausanschlüsse: „Erschlossen“ heißt nicht automatisch anschlussfertig
Viele Bauherren gehen davon aus, dass ein als „erschlossen“ beworbenes Grundstück komplett vorbereitet ist. Das stimmt häufig nicht. Prüfe unbedingt:
- Strom: Wo liegt der Hausanschlusskasten? Welche Leitungslänge ist notwendig?
- Wasser/Abwasser: Lage, Tiefe, Auflagen, Gefälle
- Regenwasser: Zisterne oder Rigole je nach Gemeinde
- Internet/Glasfaser: Ausbauzustand und tatsächliche Verfügbarkeit
- Fernwärme/Gas: falls relevant
Fehlende oder unklare Erschließung führt oft zu Verzögerungen, Zusatzkosten und baulichen Nacharbeiten.
👉 Unser Tipp: Verlasse Dich nicht auf Angaben im Exposé. Hole am besten schriftliche Auskünfte der Versorger ein.
Grundstücksform, Zuschnitt & Ausrichtung
Nicht nur die Größe zählt, sondern die Nutzbarkeit des Grundstücks.
Achte besonders auf:
- Breite an der Straßenseite (wichtig für Zufahrt, Garage, Carport)
- Tiefe und Baufenster
- Abstände zu Nachbarn
- Hanglagen (Fundament, Stützwände, Entwässerung)
- Ausrichtung für Terrasse, Wohnräume und PV-Anlage
Ein vermeintlich günstiges Grundstück mit ungünstigem Zuschnitt kann die Hausplanung stark einschränken.
👉 Unser Tipp: Vergleiche immer das Baufenster, nicht die Gesamtfläche, mit dem Grundriss Deines Wunschhauses.
Grundstücksgrenzen, Rechte & Belastungen
Bevor Du zum Notar gehst, kläre alle rechtlichen Besonderheiten:
- Sind die Grenzen eindeutig vermessen?
- Gibt es Wegerechte, Leitungsrechte oder Überfahrtsrechte?
- Baulasten oder Nutzungsrechte für Nachbarn?
- Einfriedungspflichten (Zäune, Hecken, Höhen)?
- besondere Abstandsregeln?
Unklare Rechte oder nicht erkannte Baulasten können später Konflikte oder Planungsprobleme verursachen.
👉 Unser Tipp: Fordere aktuelle Unterlagen beim Katasteramt und prüfe das Grundbuch sorgfältig.
Nebenkosten & Kaufvertrag: Was kommt zusätzlich zum Kaufpreis?
Viele Bauherren kalkulieren zu knapp. Neben dem Grundstückspreis kommen u. a.:
- Grunderwerbsteuer
- Notariats- und Grundbuchkosten
- Maklerprovision (falls relevant bzw. vorhanden)
- Vermessungsarbeiten
- Hausanschlüsse
- vorbereitende Gutachten
- mögliche zusätzliche Erschließungskosten
👉 Unser Tipp: Plane früh einen realistischen Gesamtrahmen ein, um finanzielle Engpässe in der Bauphase zu vermeiden.
Die wichtigsten Prüfpunkte beim Grundstückskauf
| Kategorie | Was Du prüfen solltest | Warum es wichtig ist | Typische Risiken |
| Lage & Umfeld | Verkehr, Einkauf, Schulen, Ruhe, Sicherheit | beeinflusst Lebensqualität und Wiederverkaufswert | Lärm, schlechte Anbindung, geplante Gewerbe |
| Bebauungsplan & Satzungen | Dachform, Höhe, Baufenster, Abstände, Materialien | bestimmt, ob Dein Wunschhaus realisierbar ist | teure Planänderungen, Einschränkungen |
| Boden & Altlasten | Tragfähigkeit, Grundwasser, mögliche Altlasten | beeinflusst Fundament, Kosten und Bautechnik | Setzungen, Wasserdruck, kontaminierter Boden |
| Erschließung | alle Leitungen, Lage, Tiefe, Ausbaugrad | ohne vollständige Anschlüsse kein Baubeginn | Verzögerungen, Zusatzkosten |
| Zuschnitt & Ausrichtung | Breite, Tiefe, Hang, PV-Eignung | entscheidet über Nutzbarkeit und Grundriss | unbrauchbares Baufenster, Erdarbeiten |
| Grenzen & Rechtslagen | Baulasten, Leitungsrechte, Wegerechte | verhindert Konflikte | Nachbarstreit, Nutzungseinschränkungen |
| Nebenkosten | Steuern, Notar, Anschlüsse, Vermessung | realistische Budgetplanung | Fehlkalkulation |
Warum ein gründlicher Grundstückscheck so wichtig ist
Ein Grundstück ist nicht einfach ein Stück Land, sondern das Fundament Deines gesamten Fertighaus-Projekts. Von Architektur über Haustechnik bis Zeitplan hängt alles davon ab, ob das Grundstück zu Deinen Anforderungen passt.
Es wird empfohlen: Nimm Dir ausreichend Zeit für Unterlagen, Gespräche mit Behörden und fachliche Gutachten. Jede zusätzliche Information schafft Klarheit und schützt langfristig Budget und Nerven.
So prüfst Du Dein Angebot
- Stimmen Lage, Zuschnitt und Baufenster mit Deinen Hausideen überein?
- Ist die Erschließung vollständig und schriftlich bestätigt?
- Liegt ein aktuelles Bodengutachten vor?
- Sind alle Rechte, Baulasten und Grenzen eindeutig geklärt?
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👉 Lies auch: Haustypen für Familien: Bungalow, Doppelhaus oder Stadtvilla?
Hinweis: Angaben sind Richtwerte, regional unterschiedlich. Quellen: Bundesnetzagentur, BMF, Verbraucherzentrale.
FAQ
Grundstück finden
Ja, unbedingt. Ohne Gutachten weißt Du nicht, ob der Boden tragfähig ist oder ob Altlasten teuer entsorgt werden müssen.
Der Bebauungsplan gibt vor, welche Hausarten, Höhen und Dachformen zulässig sind. Ohne Prüfung riskierst Du teure Änderungen.
Die Lage entscheidet über Lebensqualität und Wertentwicklung. Ebenso wichtig sind Bebauungsplan, Erschließung und ein Bodengutachten.
Über Immobilienportale, Makler, Gemeinden oder persönliche Netzwerke. Manche Kommunen vergeben Grundstücke auch direkt an Bauherren.
Zusätzlich zum Kaufpreis musst Du mit 10–15 % Nebenkosten rechnen (Notar, Grundbuch, Grunderwerbsteuer, Makler, Erschließung).


2 thoughts on “Grundstück finden: Worauf Bauherren beim Kauf achten müssen”
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